Historische Zeittafel zu Großlöbichau

1001 Ersterwähnung in einer Urkunde von Kaiser Otto III. über eine Schenkung von fünf Königshufen im Dorfe Liubicha 
1252 Ersterwähnung der Kirche
1282 Ersterwähnung derer von Lubechowe
1287 Ein "major" (Groß-)Löbichau wird urkundlich erstmals genannt.
1347 Kircherweiterung unter Heinrich von Löbichau, Priester. Daran erinnert die eingemeißelte Inschrift im Türbogen der Kirche.
13./15. Jh. Burghügel im Unterdorf
um 1500 Schaffung des Marienaltars (wahrscheinlich Saalfelder Schnitzschule)
16. Jh. größtes Weinbauerndorf der Rodaer Amtsdörfer (Herzogtum Sachsen-Altenburg)
1622/40 Jenaer Strafrechtsprofessor Peter Dietrich auf dem Edelhof
1806/07 Kauf und Aufteilung des Edelhofes durch die Gemeinde
1833 Herrschaftswechsel zum Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach
1916 Das Bild zeigt die Notlandung eines Flugzeuges aus dem 1.Weltkrieg. Im Hintergrund ist jetzt das Neubaugebiet, links sind die Bäume vom Friedhof, der Berg im Hintergrund ist der Jenzig. Das war hier ein großes Ereignis!
1928 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr
1945 Massaker bei Großlöbichau -> siehe Artikel unten!
1956/59 Gründung von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG)
1965/72 gemeinsamer Bau von Kellerteichterrasse und Dorfstraße
1989 Baubeginn des neuen Wohngebietes "Am Gembdenbach"
1998 Baubeginn des neuen Wohngebietes "Vor dem Dorfe"
Gründung des Heimatvereins Klein- und Großlöbichau e. V.
2001 Einweihung eines Gedenksteines am Ortseingang zur 1000jährigen Ersterwähnung.

Das Massaker bei Großlöbichau, 12. April 1945

von Dr. Marc Bartuschka, Jg. 1979, Historiker:

"Am 10. April 1945 trieben die Wachmannschaften des KZ Buchenwald im letzten Todesmarsch vor Befreiung des Lagers mehr als 4.000 Häftlinge zum Bahnhof von Weimar. Nach einem Luftangriff auf den Transportzug bei Großschwabhausen mussten die Gefangenen zu Fuß Richtung Jena marschieren. Am Nachmittag und Abend des 11. April zog der Todesmarsch entlang der heutigen B 7 von Jena gen Eisenberg. Ungezählte Häftlinge wurden unterwegs von SS-Männern ermordet und oft einfach am Straßenrand liegengelassen, auch in den Fluren von Großlöbichau blieben mehrere Tote zurück. Dutzende Häftlinge versuchten im Schutz der Dunkelheit zu fliehen. Während einzelne Flüchtige bei Einwohnern Hilfe und Unterschlupf fanden, beteiligten sich andere Dorfbewohner an der Menschenjagd durch Polizei und Volkssturm und verrieten Flüchtige. Auf Befehl des Jenaer NSDAP-Kreisleiters Paul Müller, der die bei Großlöbichau zusammengezogenen Volkssturmkompanien befehligte, wurden alle 20 bis 30 gefangen genommenen Flüchtigen am 12. April 1945 in drei Gruppen von Jenaer Volkssturmleuten ermordet.
Die Erschossenen wurden an den Tatorten - im Steinbruch an der B 7 gegenüber des Dorfes bzw. direkt neben der Straße zum Ort - verscharrt, bald darauf flohen die Täter. Müller wurde kurze Zeit später von US-Soldaten erschossen. Gedenksteine auf dem Friedhof, im Steinbruch (seit 1947) und an der B 7 (seit Anfang der 1980er Jahre) erinnern an die Opfer des Todesmarsches, ohne genauere Angaben zu den Ereignissen zu machen.

Nach dem Krieg verhafteten sowjetische Sicherheitskräfte neben Verdächtigen aus Jena und Umgebung vier Einwohner von Großlöbichau, denen Beihilfe beim Massaker vorgeworfen wurde. Sie wurden im Schnellverfahren unter Missachtung rechtsstaatlicher Grundsätze von einem Militärtribunal abgeurteilt. Der ehemalige Bürgermeister Paul Türke wurde zum Tode verurteilt und am 7. April 1947 in Weimar erschossen. Zwei weitere Verurteilte aus Großlöbichau starben in Haft oder blieben verschollen."

 

Bücher

  • Festschrift: "1000 Jahre Großlöbichau" - Skizzen aus der Dorfgeschichte. Die Autoren stammen alle aus Großlöbichau, Redaktion Prof. Kräupl. 190 Seiten, schwarz/weiß, mit Fotos und Abbildungen, Preis 10 €.
     

  • Geschichte der "Häuser, Höfe und Familien in Groß- und Kleinlöbichau", hier werden die alten Höfe individuell beschrieben und ergänzen das obere Buch.
    192 Seiten, s/w, mit Fotos und Abbildungen, Preis: 15 €.
     

  • Broschüre: "Chronik der Jahre 2001-2003", Ereignisse in Klein- und Großlöbichau dieser Jahre, s/w, 36 Seiten, 1 €.

  • Ansichtskarte Großlöbichau (ansehen), 1 Panorama + 3 Fotos, 2014, Preis: 0,50 €.

Kaufen kann man diese Werke jeden Dienstag von 17-18 Uhr in der Gemeindeverwaltung.
Online bestellen bei: Rainer Pfingst. Die Versandkosten betragen etwa: 2 €.
 

Kirche in Großlöbichau

Die Dorfkirche dürfte in den Grundmauern eines ursprünglichen kleineren (romanischen) Baus das älteste Gebäude sein. Sie liegt auf einer Anhöhe neben dem ehemaligen Edelhof im Zentrum des älteren Teils des Dorfes, dem Oberdorf, und wurde St. Bartholomäus geweiht. Die im Türbogen eingemeißelte Inschrift wird gedeutet als "1347 Heinrich von Löbichau Priester". Sie verweist auf den (gotischen) Erweiterungsbau zur heutigen Gestalt. Sehenswert ist der spätgotische Marienaltar, ein Flügelaltar, der wahrscheinlich in der Saalfelder Schnitzschule um 1500 entstanden ist. Die Orgel stammt vom Orgelbauer Adalbert Förtzsch aus Blankenhain und wurde 1873 eingebaut. Nach einer jüngst möglichen Reparatur erlaubt sie gern besuchte kleine Konzerte.
Träger ist die Evangelisch-Lutherische Kirche, Pfarrer Sven Hennig, Jena.
 

Persönlichkeiten aus Großlöbichau

Peter Dietrich (Petrus Theodoricus)

(ab 1608 Professor der Rechte an der Universität Jena)
 
1622 erwarb der Strafrechtsprofessor und viermalige Rektor der Universität Jena den Edelhof von Großlöbichau, wo er als Erbherr 1640 starb. Jüngste Forschungen erweisen ihn als einen der bedeutendsten Strafrechtswissenschaftler seiner Zeit. Die Universität besitzt ein Portrait. In der Dorfkirche ein Grabstein der Ehefrau, in der Gestalt der berühmten Grabsteine Jenaer Professoren, wie sie bis ins 18. Jh. hinein typisch waren, aber ganz überwiegend inzwischen zerstört sind.

Johann Bartolomäus Heinemann

(ab 1723 Orgelbauer in Großlöbichau)
 
Vermutlich ist nur noch sein Erstlingswerk, die Orgel in der Kirche von Krippendorf, erhalten. Von ihm sollen auch Orgeln in Hermsdorf und Stadtroda existiert haben. Seine 1727 in der Großlöbichauer Kirche eingeweihte Orgel wurde 1873 durch die eines anderen Orgelbauers ersetzt. 1738 war ihm die Teilerneuerung der Orgel in der Rodaer Kirche St. Salvator übertragen. Um 1745 werden der Großlöbichauer Orgelwerkstatt unter Andreas Heinemann - wohl der Sohn - zwei Orgeln im ostthüringischen Raum zugeschrieben.